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Wochenbericht

Wochenbericht (946)

Am 23. September fand in der Kantine des RWZ Ebeleben die feierliche Zeugnisübergabe für 54 Absolventinnen und Absolventen verschiedener Ausbildungsberufe statt. Darunter waren 30 Land­wirte, 4 Tierwirte, ein Helfer in der Landwirtschaft, 12 Gärtner und Gartenbauwerker sowie 7 Haus­wirtschafter und Fachpraktiker in der Hauswirtschaft und im Bereich personale Dienstleistungen. Die jungen Fachkräfte hatten ihre Ausbildung in Betrieben der Landkreise Nordhausen, Kyffhäuserkreis, Eichsfeld und Unstrut-Hainich-Kreis absolviert.

Nach der Eröffnung und Begrüßung durch Susann Hebestreit, Ausbildungsberaterin bei der Zweigstelle des Thüringer Landesamtes für Lanwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR) Bad Frankenhausen, hielt Christoph Democh, Abteilungsleiter im TLLLR, die Festanspra­che. Grußworte überbrachten außerdem Susann Goldhammer (Kreisbauernverband Nordhausen), Silvia Kaufmann (Thüringer Landesverband Hauswirtschaftlicher Betriebe) sowie Marko Vogt (Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Hessen-Thüringen). Sie betonten die beson­dere Bedeutung der Ausbildungsberufe, hoben die Wichtigkeit lebenslangen Lernens hervor und wür­digten den Beginn eines neuen Lebensabschnitts.

Im Mittelpunkt der Feier stand die Übergabe der Zeugnisse. Viele junge Fachkräfte erhielten nicht nur ihre Abschlussdokumente, sondern auch die Anerkennung ihrer Ausbilderinnen und Ausbilder. Stell­vertretend für alle Absolventen dankte Till Werner (Wipperdorfer Agrargesellschaft mbH) in einer Rede den Familien, Betrieben und Lehr­kräften für ihre Unterstützung.

Besondere Ehrungen gingen an die besten Absolventinnen und Absolventen des Jahrgangs. Till Wer­ner als bester Landwirt, Kim Angelique Hildebrand (Novalis Di­akonie Service GmbH) in der Hauswirtschaft sowie Kevin Stiller (Sondershäuser Bildungsverein) im Bereich Fachpraktiker für Personale Dienstleistungen. Sie erzielten nicht nur im Amtsbereich, son­dern auch landesweit herausragende Ergebnisse.

Von den 54 Absolventinnen und Absolventen werden 45 künftig in ihren Ausbildungsbetrieben oder in der Branche weiterarbeiten. Ein Absolvent setzt seine Ausbildung in einer Fachschule beziehungs­weise durch ein Studium fort, während vier Absolventen vorerst auf Arbeitssuche sind.

Auch die Ausbildungsbetriebe, der Bildungsverein Sondershausen und das Obereichsfelder Bildungswerk, die sich 2024 in besonderer Weise um die Förderung des Berufsnach­wuchses verdient gemacht haben, wurden im Rahmen der Veranstaltung ausgezeichnet.

Zahlreiche Eltern, Familienangehörige und Betriebsleiter ließen es sich nicht nehmen, den jungen Fachkräften persönlich zu gratulieren.

Die musikalisch umrahmte Feierstunde hatte zudem einen besonderen Abschiedscharakter. Neben den Absolventinnen und Absolventen wurde auch Susann Hebestreit in den wohlverdienten Ruhe­stand verabschiedet. Seit den frühen 1990er-Jahren hatte sie maßgeblich am Aufbau der Ausbil­dungsberufe in der Hauswirtschaft mitgewirkt und darüber hinaus über viele Jahre hinweg die Ausbil­dung der Land- und Tierwirte in den Landkreisen Nordhausen und Kyffhäuserkreis mit großem Enga­gement begleitet.

Zugleich war es die letzte Zeugnisübergabe in der Kantine des RWZ Ebeleben, die viele Jahre hinweg ein zentraler Ort für diesen feierlichen Anlass gewesen ist. So vereinte die Veranstaltung Aufbruch in neue berufliche Wege, persönliche Anerkennung und einen würdigen Abschied auf besondere Weise.

 

Für Thüringen ist die Agrarpolitik von zentraler Bedeutung: Rund 50 Prozent der Landesfläche werden landwirtschaftlich genutzt und weit über die Landesgrenzen hinaus vermarktet. Die Entscheidungen zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) betreffen daher weit mehr als nur die Lebensmittelproduktion. Sie sind eng mit Fragen der Ernährungssicherheit, des ländlichen Raumes und der sozialen Stabilität verbunden.

Der aktuelle Reformentwurf der EU-Kommission wirft jedoch viele Fragen auf. Vor allem ist unklar, wie viel Bürokratieabbau tatsächlich bei den Betrieben ankommt. Wirtschaftliche, ökologische und soziale Aspekte müssen gleichrangig berücksichtigt werden. Gesprächspartner aus Parlament, Mitgliedstaaten und Verbänden bringen dabei höchst unterschiedliche Perspektiven ein – gerade deshalb ist eine verlässliche Struktur entscheidend.

Zum Europagespräch am Montagabend diskutierten Marion Walsmann (Mitglied der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament), Thomas Lettau (Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Landwirtschaft und Ländlichen Raum) sowie Gunnar Jungmichel (Vorsitzender Fachausschuss Agrarpolitik des Thüringer Bauernverbandes) die neuen Vorschläge der EU-Kommission zur Agrarpolitik ab 2028.

Zentrale Kritikpunkte am Vorschlag

Die Kommission will die bisherige Struktur grundlegend ändern: Statt der bewährten Zwei-Fonds-Lösung soll künftig ein einziger Fonds bestehen. Das zwingt die Mitgliedstaaten, nationale und regionale Pläne zu erarbeiten und verschiebt die Verantwortung für Bürokratie dorthin. Die geplanten Kürzungen sind massiv: Rund 20 Prozent weniger Budget im Vergleich zur aktuellen Förderperiode, obwohl die Anforderungen gleichzeitig steigen. Zudem sollen Degression und Kappung eingeführt werden. Letztere trifft insbesondere ostdeutsche Betriebe hart: Ab 100.000 Euro Förderung greift die Grenze unabhängig von Fläche oder Beschäftigtenzahl.

Positiv hervorzuheben ist das geplante Starterpaket für Junglandwirte. Doch insgesamt droht eine Zersplitterung der Politik. Mehr Flexibilität für Mitgliedstaaten kann gleichzeitig mehr Unsicherheit für die Betriebe bedeuten.

Bedeutung für Thüringen

Allein in Thüringen stehen derzeit rund 200 Millionen Euro aus dem ELER-Fonds zur Verfügung. Diese Mittel sind keine Subvention, sondern Investitionen in die Ernährungssicherheit, so Walsmann. Sie stabilisieren die Landwirtschaft als Fundament für Versorgung und ländliche Entwicklung.

Das Thüringer KULAP-Programm gilt bundesweit als eines der besten Förderinstrumente. Doch Kofinanzierung, Umsetzbarkeit und Bürokratieabbau stellen große Herausforderungen dar. Die Forderungen an die Betriebe steigen – gleichzeitig brauchen sie moderne Infrastruktur. „Heute brauchen wir 5G an jeder Milchkanne“, betont Jungmichel als zugespitzte Forderung. Ohne starke und stabile Betriebe würde nicht nur die Nahrungsmittelproduktion, sondern auch das Dorfleben, Vereine und Arbeitsplätze wegbrechen.

Politische Dimension

Die Haushaltsvorschläge der Kommission sind derzeit unverbindlich. Inflation und zusätzliche Belastungen – etwa durch den Krieg in der Ukraine oder den Klimawandel – sind darin nicht berücksichtigt. Ernährungssicherheit gehört jedoch zur kritischen Infrastruktur.

Kritik gibt es auch an der geplanten Umdefinition von Förderbegriffen: EFRE, ESF und ELER sollen im Monofonds zusammengeführt werden. Das Budget würde zwar der GAP zugerechnet, käme dem ländlichen Raum aber kaum zugute. Hier fehlt ein klar abgegrenzter Rahmen. Auch die Frage nach den Hoheiten – Bund oder Länder – bleibt offen.

Ausblick

Walsmann diskutierte bereits mit den ostdeutschen Bauernpräsidenten, ein Treffen der Ost-Agrarminister sowie ein Austausch mit dem EU-Kommissar sind geplant. Ziel ist es, den GAP-Vorschlag zu verbessern und eine klare, verlässliche Perspektive für die Landwirtschaft und den ländlichen Raum zu schaffen.

Die Forderung ist eindeutig: Die EU braucht eine starke gemeinsame Agrarpolitik – keine Ein-Fonds-Lösung, keine willkürliche Budgetkürzung, sondern Klarheit, Verlässlichkeit und die Abbildung der europäischen Strukturvielfalt. Nur so kann die Landwirtschaft ihre Rolle als Motor des ländlichen Raumes erfüllen.

 

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